Astrowetter mit Meteoblue

Bieberer Feld mit leichter Bewölkung
Lesedauer 3 Minuten

Meteoblue Astrowetter – was die Werte bedeuten

Bevor ich mich auf den Weg zu einem mein­er Beobach­tungsplätze mache – etwa in den Vogels­berg oder in den Spes­sart – prüfe ich immer zuerst die aktuellen Wet­ter- und See­ing-Prog­nosen. Denn selb­st die beste Aus­rüs­tung und der dunkel­ste Him­mel helfen wenig, wenn die Atmo­sphäre unruhig ist. Eine lange Anfahrt lohnt sich nur, wenn die Bedin­gun­gen wirk­lich Sta­bil­ität versprechen.

Dafür nutze ich ver­schiedene Dien­ste wie Pflotsh oder Meteoblue. Pflotsh gibt es als App und Meteoblue habe ich auf dem Smart­phone als Verknüp­fung auf dem Sta­tr­bild­schirm hin­ter­legt. Mit Pflotsh lässt sich unter anderem die Wolke­nen­twick­lung anhand aktueller Satel­liten­bilder ver­fol­gen. Meteoblue bietet eine speziell für Astronomen auf­bere­it­ete Vorher­sage, die nicht nur Angaben zu Bewölkung und Tem­per­a­turen enthält, son­dern auch detail­lierte Infor­ma­tio­nen zum See­ing und weit­eren rel­e­van­ten Para­me­tern. Was diese einzel­nen Werte bedeuten, ver­suche ich im fol­gen­den Text zu erläutern.

Meteoblue ScreenshotDie Astrowet­ter-Seite von Meteoblue ist ein nüt­zlich­es Werkzeug, um vor ein­er Beobach­tungsnacht einzuschätzen, was einen erwartet – erset­zt aber keine eigene Erfahrung. Lokale Ein­flüsse wie Hanglagen, Boden­nebel oder Wärme­ab­strahlung kön­nen die tat­säch­lichen Bedin­gun­gen stark verän­dern. Ein Ver­gle­ich der Prog­nosen mit den eige­nen Beobach­tun­gen lohnt sich daher immer. Ide­al­er­weise notiert man sich voher die Werte aus Meteoblue und ergänzt am Beobach­tung­sort dann die realen Bedingungen.

Für gute Beobach­tungs­be­din­gun­gen gilt:

Dun­kle Far­ben in der Spalte Wolkenbe­deck­ung → wenig Wolken, gute Chancen.

Grüne Werte bei See­ing Index 1 und 2 sowie beim Jet­stream → ruhige Luft und sta­bile Bedingungen.

Wolkenbedeckung

Meteoblue Screenshot WolkenDie Wolkenbe­deck­ung wird in drei Höhen­stufen angegeben:

0–4 km: tiefe Wolken

4–8 km: mit­tlere Schicht

8–15 km: hohe Wolken

Jede Schicht zeigt den prozen­tualen Bedeck­ungs­grad an. Selb­st wenn nur zwei der drei Schicht­en teil­weise bewölkt sind, kann das bere­its zu einem geschlosse­nen Him­mel führen. Beson­ders hohe Cir­rus­wolken kön­nen das Ster­nen­licht kom­plett block­ieren, obwohl sie auf den ersten Blick unschein­bar wirken.

Seeing Index 1 und 2

Meteoblue Screenshot SeeingBei­de Indizes beschreiben die Luftun­ruhe – also, wie stark das Ster­nen­licht durch Tur­bu­len­zen verz­er­rt wird, unab­hängig von der Wolkenbedeckung.

See­ing 1 basiert auf einem Mod­ell, das die Luftschich­tung gle­ich­mäßig gewichtet.

See­ing 2 reagiert empfind­lich­er auf Dicht­eschwankun­gen und zeigt daher stärk­eres „Flim­mern“ an.

Wichtig: Auch bei einem See­ing-Wert von 5 ist unter ein­er geschlosse­nen Wolk­endecke natür­lich keine Beobach­tung möglich. Umgekehrt kann bei wolken­losem Him­mel ein niedriger Wert (1) den Blick auf Plan­eten oder Dop­pel­sterne deut­lich ver­schlechtern, weil das Bild stark wabert.

Der See­ing-Index berück­sichtigt die Wolken bewusst nicht, da er rein den Zus­tand der Luft beschreibt. Außer­dem kann man bei teil­weis­er Bewölkung oft zwis­chen den Wolken­lück­en hin­durch beobachten.

Arcseconds – die Auflösung der Atmosphäre

Die Angabe in Bogensekun­den (arc­sec) beschreibt die effek­tive Bild­schärfe, die durch die Atmo­sphäre bes­timmt wird. Sie zeigt also, wie fein ein Teleskop bei den gegebe­nen Bedin­gun­gen the­o­retisch tren­nen kann.

Ein arc­sec­ond (“) entspricht

1/3’600 Grad oder 

1/1’296’000  eines Vollkreises.

In der Prax­is bedeutet das:

Bei 1 arc­sec See­ing ist die Luft extrem ruhigSterne erscheinen punk­t­för­mig, und Plan­eten zeigen viele Details.

Bei 2–3 arc­sec flim­mert das Bild leicht –noch in Ord­nung für Deep-Sky, aber weniger für Planeten.

Bei > 3 arc­sec ist das See­ing schlecht – Sterne tanzen, feine Struk­turen ver­schwim­men.

Damit ist klar: Schlechte arc­sec-Werte deuten auf unruhige Luft hin, die das Bild weichze­ich­net.
Selb­st das beste Teleskop kann diese atmo­sphärischen Ein­flüsse nicht kom­pen­sieren, da das Licht bere­its auf seinem Weg durch die Luft verz­er­rt wird – noch bevor es das Instru­ment über­haupt erreicht.

Die angezeigten arc­sec-Werte bei Meteoblue wer­den aus See­ing 1, See­ing 2 und den soge­nan­nten Bad Lay­ers berech­net und sind daher nicht direkt mit anderen Wet­ter­pa­ra­me­tern verknüpft.

Jetstream

Ein stark­er Jet­stream (> 35 m/s) führt in der Regel zu unruhiger Luft – das Bild flim­mert, das See­ing wird schlecht. Sehr schwache Strö­mungen (< 5 m/s) kön­nen allerd­ings eben­falls nachteilig sein, da sie ste­hende Luftschicht­en und lokale Tur­bu­len­zen begün­sti­gen. Ide­al ist ein mit­tleres Strö­mungsniveau.

Bad Layers

Meteoblue Screenshot BadlayersDie Bad Lay­ers markieren Luftschicht­en mit starken Tem­per­atu­run­ter­schieden – also die eigentlichen „Stören­friede“ für gutes See­ing.
Sie sind definiert durch Tem­per­atur­gra­di­en­ten von mehr als 0,5 K pro 100 m. Angegeben wird sowohl die Höhe dieser Schicht­en (bot = unten, top = oben) als auch der aktuelle Temperaturgradient.

 
Planeteninformationen

In der Spalte Vis­i­ble Plan­ets lis­tet Meteoblue die wichtig­sten Plan­eten (Merkur bis Plu­to) samt stündlich­er Posi­tio­nen. Fährt man mit dem Mauszeiger darüber, erscheinen Azimut, Höhe, Rek­taszen­sion und Deklination.Meteoblue Screenshot Planeten

Praxistipp: So nutze ich die Meteoblue-Daten

In der Prax­is schaue ich zuerst auf die Angaben für die Bewölkung –ist hier keine oder nur geringe Bewölkung angegeben, schaue ich mir die restlichen Werte an. Dann werfe ich einen Blick auf den Jet­stream: Werte zwis­chen 10 und 25 m/s brin­gen erfahrungs­gemäß oft ruhige Luft. Wenn außer­dem See­ing 1 und See­ing 2 im grü­nen Bere­ich liegen (Index 4–5) und der Wert für Arc­sec­onds klein­er 1,5 ist, ste­hen die Chan­cen auf eine Beobach­tungsnacht mit guten Bedin­gun­gen sehr gut.

Wie bere­itest Du Dich bezüglich der Wet­ter­aus­sicht­en vor? Welche Apps oder Dien­ste nutzt Du um eine einiger­maßen zuver­läs­sige Aus­sage zu erhal­ten. Schreibe es gerne als Kom­men­tar unter diesen Beitrag.

image_pdfimage_print

Immer informiert über neue Beiträge“

Melde Dich an und erhalte bei der Veröf­fentlichung neuer Beiträge eine Nachricht mit dem Artikel

Bildquellen

  • meteoblue: Matze Schmidt
  • wolken: Matze Schmidt
  • see­ing: Matze Schmidt
  • bad­lay­ers: Matze Schmidt
  • Plan­eten: Matze Schmidt
Beitrag teilen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.