Nachdem ich nun schon seit Mai auf eine klare Nacht rund um den Neumond gewartet hatte, kam diese am 10.08. endlich. Dummerweise war ich für diesen Tag bereits zu einem Grillabend verabredet. Zum Glück habe ich verständnisvolle Freunde, sodass es kein Problem war, dass ich schon um 19:30 Uhr gegangen bin, um mein Auto zu beladen und in den Vogelsberg zu fahren.
Ankunft in Stumpertenrod
Aufgrund der Sperrung von zwei Fahrbahnen auf der A5 und einiger Verwirrung bei der Anfahrt bin ich leider erst recht spät in Stumpertenrod angekommen. Andi war bereits seit dem Mittag da und hatte sich schon über meine lange Anfahrt gewundert. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, und es war schon recht dunkel. Jetzt hieß es, so schnell wie möglich das Zelt und die Ausrüstung aufzubauen, um keine Zeit zu verschwenden. Die Bedingungen sahen sehr vielversprechend aus. Das Band der Milchstraße zeigte sich bereits deutlich.
Ein fliegender Teppich zu Beginn
Normalerweise beginne ich meine Beobachtungsnacht meistens mit dem Herkuleshaufen, da sich das Sternbild relativ früh in der Dämmerung erahnen lässt. Da es nun bereits gut dunkel war, konnte ich mit anderen Objekten beginnen. In der letzten Ausgabe der Zeitschrift “Astronomie” hatte ich einen Artikel über den planetarischen Nebel NGC7027 im Sternbild Schwan gelesen und mir vorgenommen, diesen beim nächsten Mal unbedingt aufzusuchen. Diesen planetarischen Nebel kannte ich vorher noch nicht. Dieses Vorhaben habe ich dann auch umgesetzt und mir als erstes an diesem Abend den “Fliegenden Teppich” vorgenommen. Es ist ein sehr kleiner, aber auch sehr heller planetarischer Nebel – ein tolles Objekt, das ich sicher nicht das letzte Mal beobachtet habe. Anschließend habe ich den Cirrusnebel beobachtet, der sich heute besonders gut vom Himmel abhob. Die Transparenz war wirklich hervorragend, was mich dazu verleitete, die Vergrößerung etwas höher zu wählen und langsam die einzelnen Teile des Nebels abzutasten. Sogar die feinen Strukturen der “Knochenhand” waren beeindruckend zu sehen. Danach habe ich meinen Lieblingskugelsternhaufen M13 im Sternbild Herkules betrachtet. Auch hier waren die Bedingungen überragend, und die hohe Vergrößerung ließ mich regelrecht in den Haufen eintauchen.
Die kleine Kassiopeia
Das nächste Objekt hatte ich ebenfalls aus dem Astromagazin. In der Rubrik “Deep Sky Objekte für helle Nächte” war das Sternmuster Kemble 2 aufgeführt, das auch als “Kleine Kassiopeia” bezeichnet wird. Es befindet sich im Sternbild Drache und ähnelt im Erscheinungsbild tatsächlich dem Sternbild Kassiopeia. Der Name “Kleine Kassiopeia” ist also durchaus gerechtfertigt. Anschließend habe ich die Richtung ein wenig angepasst, um mir in der richtigen Kassiopeia den Eulenhaufen NGC457 anzusehen. Danach beobachtete ich den Hantelnebel M27 im Sternbild Fuchs. Auch hier zeigte sich die Qualität des Himmels. Im Anschluss habe ich im Großen Wagen die beiden Galaxien M51 und M101 betrachtet.
Einige Kugelsternhaufen
Als nächstes nahm ich mir einige Kugelsternhaufen vor. Ich begann mit M56 im Sternbild Leier, gefolgt vom Kugelsternhaufen M71 im Sternbild Pfeil. Danach beobachtete ich den Kugelsternhaufen M92 im Herkules. Eine kleine Ausnahme von den Kugelsternhaufen machte ich mit dem Ringnebel M57, bevor es mit M2 im Sternbild Wassermann und M30 im Steinbock weiterging. Ebenfalls im Wassermann zu finden ist der Saturnnebel NGC7009, den ich heute erst zum zweiten Mal überhaupt aufsuchte. Es handelt sich um einen planetarischen Nebel, der durch seine Form, die an den Planeten Saturn erinnert, seinen Namen erhalten hat. Nach dem Saturnnebel beobachtete ich noch zwei weitere Kugelsternhaufen: M72 im Wassermann und M15 im Pegasus.
Zeit für ein paar Galaxien
Im Sternbild Pegasus widmete ich mich dann einigen Galaxien. Die erste war NGC7479, auch als “Supermanngalaxie” bekannt. Durch die äußeren Staubbänder erscheint das Gesamtbild wie ein großes “S”. Danach betrachtete ich die Galaxiengruppe Stephans Quintett, bei der heute alle fünf Galaxien zu erkennen waren. Im Sternbild Andromeda beobachtete ich dann unsere Nachbargalaxie M31. Auch hier waren die dunkleren Bereiche der Spiralarme heute gut zu sehen – so deutlich hatte ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Im Sternbild Dreieck beobachtete ich anschließend die Dreiecksgalaxie M33, die sich heute klarer als sonst zeigte.
Zum Abschluss noch Sternhaufen
Nun wollte ich mir noch einige offene Sternhaufen und Muster anschauen. Zuerst beobachtete ich im Sternbild Andromeda den offenen Sternhaufen NGC752. Danach wandte ich mich dem offenen Sternhaufen St2 im Sternbild Kassiopeia zu, der auch “Muskelmännchen” genannt wird, da einige der helleren Sterne an die Form eines Gewichthebers erinnern. Anschließend arbeitete ich mich entlang von Kembles Kaskade im Sternbild Giraffe bis zum offenen Sternhaufen NGC1502 vor.
Die letzten Objekte der Nacht
Ganz in der Nähe von NGC1502 befindet sich der Kamelaugennebel NGC1501. Diesen fand ich trotz seiner Nähe zum Sternhaufen nur mithilfe von Starhopping. Er ist noch etwas kleiner als der Ringnebel und kann deshalb leicht übersehen werden. Danach schaute ich mir den kleinen Hantelnebel M76 im Sternbild Perseus an. Anschließend betrachtete ich den offenen Sternhaufen Mel20, bevor ich zum Abschluss noch einen Blick auf Jupiter warf. Planeten hatte ich schon eine ganze Weile nicht mehr beobachtet. Aufgrund der noch recht geringen Höhe flimmerte die Abbildung von Jupiter jedoch stark. Trotzdem war es ein schöner Anblick, und die Wolkenbänder waren gut zu erkennen.
Es war nun bereits fast vier Uhr morgens, und Andi und ich begannen mit dem Wegräumen bzw. Abdecken der Ausrüstung. Es war eine wahnsinnig gute Beobachtungsnacht mit vielen Highlights. Gerne mehr davon…
Bildquellen
- ngc7027: Cartes du Ciel
- kemble2: Cartes du Ciel
- NGC1501: Cartes du Ciel
- Stumpertenrod_August24: Matze Schmidt
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