Für den heutigen Samstag war die Vorhersage für die Nacht zunächst vielversprechend, verschlechterte sich dann jedoch leider etwas. Trotzdem sollte es ein Zeitfenster von etwa drei Stunden mit klarem Himmel geben. Da mein Sohn diese Woche wieder bei mir war, fragte ich ihn, ob er Lust hätte mitzukommen. Ohne lange zu überlegen, sagte er sofort, dass er auf jeden Fall fahren möchte. Dass sein Interesse an diesem Hobby nach wie vor besteht, freut mich immer besonders. Am Samstagnachmittag beluden wir dann das Auto und machten uns auf den Weg in Richtung Vogelsberg.
Ankunft in Stumpertenrod
Foto: Matze SchmidtNach etwas Stau auf der Anreise kamen wir gegen 15:15 Uhr in Stumpertenrod an. Das Gelände war bereits gut besucht, da heute auch das regelmäßige Neumondtreffen stattfand. Zunächst bauten wir das Zelt, Tische, Stühle und den Grill auf. Den Grill nutzten wir gleich, um unser Abendessen zuzubereiten, und genossen anschließend in Ruhe das Essen. Danach bauten wir unser 16-Zoll-Dobson-Teleskop und das kleine 6‑Zoll-Maksutov von Skywatcher auf. Mit dem 6‑Zoll-Teleskop und dem selbst gebauten Sonnenfilter beobachteten wir zunächst die Sonne.
Nach dem Essen legte sich Ben noch einmal kurz ins Zelt und wartete auf den Einbruch der Dunkelheit, während ich draußen ungeduldig um das Dobson herumschlich und immer wieder nach oben schaute, wann die ersten Sterne auftauchen würden. Das erste Objekt, das ich durch das Fernglas beobachtete, war der Kleiderbügelhaufen Cr399. Danach waren die ersten Sterne des Sternbildes Herkules erkennbar, sodass ich den Kugelsternhaufen M13 betrachten konnte. Der Himmel war jedoch noch zu hell und auch nicht wirklich klar, was sich sowohl an M13 als auch an den anderen Objekten, die ich anschließend beobachtete, bemerkbar machte.
Aufgrund der noch nicht optimalen Sichtverhältnisse sagte ich meinem Sohn, dass er noch einen Moment warten könnte, bis er herauskommt. Ich beobachtete dennoch weiter und nahm als Nächstes den Hantelnebel M27 im Sternbild Füchschen ins Visier. Danach beobachtete ich die Whirlpool-Galaxie M51, doch wie zu erwarten war, war sie unter den aktuellen Bedingungen nicht gut zu sehen, weshalb ich zu einigen offenen Sternhaufen wechselte. Zuerst betrachtete ich den Eulenhaufen NGC457 im Sternbild Kassiopeia. Die nächsten beiden Sternhaufen, die ich beobachtete, befanden sich ebenfalls in der Kassiopeia: NGC663 und NGC654. Der Himmel wurde nun zunehmend besser, und ich rief Ben, dass er rauskommen könne.
Die ersten gemeinsam beobachteten Objekte
Foto: Matze SchmidtAls erstes Objekt stellte Ben den Kugelsternhaufen M13 ein. Er musste sich natürlich erst einmal am Himmel orientieren, und ich zeigte ihm noch einmal die Sternkarte. Nach zwei Versuchen fand er ihn jedoch recht schnell. Beim Ringnebel M57 im Sternbild Leier war er zunächst etwas zu weit rechts, doch nach einer kurzen Korrektur hatte er auch diesen gefunden. Allerdings merkte man bei beiden Objekten, dass der Himmel in dieser Nacht nicht ideal war: Der Hintergrund war bei beiden Objekten recht aufgehellt, was den Kontrast beeinträchtigte.
Wir machten mit dem Doppelstern Albireo im Sternbild Schwan weiter. Ein beeindruckendes Doppelsternpaar, bei dem der eine Stern orange und der andere blau leuchtet. Anschließend stellte Ben den Hantelnebel M27 ein, der sich ebenfalls im Schwan befindet. Da der Schwan weit oben stand und der Himmel dort am besten war, beobachteten wir auch den Cirrusnebel.
Die Eule, die Zigarre und ein Planet
Der Eulenhaufen durfte bei der gemeinsamen Beobachtung natürlich nicht fehlen und war das nächste Objekt, das wir uns ansahen. Danach stellte Ben den Kugelsternhaufen M92 im Herkules sowie die beiden Galaxien M81 und M82 im Sternbild Großer Bär ein. Das Staubband der Zigarrengalaxie war trotz der nicht perfekten Bedingungen gut zu erkennen. Anschließend warfen wir einen Blick auf Saturn. Ben freute sich besonders, da er Saturn schon länger nicht mehr gesehen hatte.
Ein Streifzug mit dem Fernglas
Die nächsten Objekte betrachtete Ben alle mit dem Fernglas. Das erfordert anfangs etwas Übung, da man zunächst die Stelle mit den Augen fixieren muss, in die man schauen möchte, und dann das Fernglas anhebt, ohne den Kopf zu bewegen. Das klingt einfach, aber viele haben damit anfangs Schwierigkeiten. Ben beherrscht das jedoch schon recht gut und hatte keine großen Probleme, den Kleiderbügelhaufen Cr399 oder den Eulenhaufen NGC457 zu finden. Danach betrachtete er mit dem Fernglas M45 – die Plejaden – und anschließend die Andromedagalaxie M31. M31 beobachteten wir später auch noch einmal mit dem Dobson. Danach nahmen wir die Dreiecksgalaxie M33 ins Visier. Visuell ist diese Galaxie natürlich nicht mit Fotos vergleichbar; man konnte nur einen diffusen Nebelfleck erkennen.
Die letzten Objekte alleine
Mein Sohn ging zurück ins Zelt, und ich beobachtete noch ein wenig weiter allein. Der offene Sternhaufen NGC6940 im Sternbild Füchschen war mein nächstes Ziel. Dieser Sternhaufen ist nicht besonders auffällig und auch nicht sehr konzentriert. Danach schaute ich mir den Doppelstern γ Delphini im Sternbild Delphin an. Zwar nicht so beeindruckend wie Albireo, aber dennoch sehenswert. Ebenfalls im Delphin befindet sich NGC6934, ein Kugelsternhaufen am Rand unserer Galaxie, den ich als nächstes beobachtete. Er ist sehr kompakt und ließ sich in meinem Teleskop nicht wirklich auflösen – zumindest nicht in dieser Nacht.
Zum Abschluss freute ich mich, nach langer Zeit die offenen Sternhaufen M36, M37 und M38 im Sternbild Fuhrmann wiederzusehen. Den Abschluss der Nacht bildete dann der Jupiter. Aufgrund seiner Nähe zum Horizont war er jedoch nicht besonders klar zu erkennen, da die Luftunruhe in dieser Region recht stark war.
Bildquellen
- 20240907_183012: Matze Schmidt
- 20240907_203349: Matze Schmidt
- 20240907_193229: Matze Schmidt
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Sehr schöner interessanter Bericht mit Super Erklärungen