Dieses Jahr ist kein einfaches für alle Hobbyastronomen da draußen. Die ständige Bewölkung und das durchwachsene Wetter drücken nicht nur aufs Gemüt wenn es Tag ist, sondern verhindern auch die Beobachtungsabende. Wie oft habe ich hier auf meinem Blog schon geschrieben, dass ich lange warten musste ehe ich wieder zum Beobachten rausfahren durfte, aber dieses Jahr schlägt alles. Wer meinen Blog regelmäßig verfolgt weiß, das ich das letzte Mal in diesem Jahr im Februar unterwegs war. Das entspricht einem halben Jahr in dem es nicht möglich war dem schönsten Hobby der Welt nachzugehen. Um so glücklicher bin ich nun, dass es am vergangenen Wochenende endlich wieder gepasst hat. Nach kurzer Rücksprache in unserer Astrogruppe Offenbach stand fest, dass ich mich auf jeden Fall dort oben mit Andi treffen würde und ein paar weitere aus unserer Gruppe wollten evtl. noch dazu stoßen.
Um halb acht habe ich mich dann also in mein Auto gesetzt und bin, in voller Vorfreude auf die Nacht, in Richtung Vogelsberg aufgebrochen. Leider musste diese dann unterwegs etwas Unmut über die ganzen Umleitungen weichen, die mich locker 20 Minuten mehr Fahrzeit gekostet haben. Ziemlich genervt von diesen Umleitungen kam ich dann am Zielort an und traute meinen Augen kaum. Der ganze Platz stand voll mit Wohnmobilen und ich hatte schon die Befürchtung, dass hier in der Nacht nicht mit der sonst üblichen Ruhe und Dunkelheit zu rechen sei. Beim Aufbauen stellte sich jedoch heraus, dass alle Leute dort oben sehr am Thema Sternenhimmel interessiert waren. Somit blieb die befürchtete Beleuchtung in der Nacht aus und wir haben unseren interessierten Zuhörern einiges an unserem Nachthimmel zeigen und erklären können.
Die ersten Beobachtungen des Abends
Nach dem fertigen Aufbau begann ich meine Beobachtungen zunächst mit dem Mond, da dieser noch zu sehen war und auch immer einen Besuch wert ist. Hier zeigte sich schon das gute Seeing an diesem Abend. Es war so gut wie kein Flimmern an den Kratern zu erkennen. Selbst bei hoher Vergrößerung blieb das Bild im Okular gestochen scharf. Im Anschluss an den Mond war Saturn an der Reihe. Die Ringteilung war leider noch nicht zu erkennen, da er noch etwas zu tief am Horizont stand. Dafür sollte diese dann im späteren Verlauf nochmal deutlich zu sehen sein. Es war zwar noch recht hell, aber das Sternbild Leier war nun bereits schon schwach zu erkennen. Also war das nächste Objekt dann logischerweise der Ringnebel M57. Aufgrund der noch fehlenden Dunkelheit zeichnete er sich noch nicht so deutlich vom Hintergrund ab, aber es war nach dieser langen Pause trotzdem wunderschön ihn wieder mal zu sehen.
Nun zogen zu unserem Entsetzen doch aber tatsächlich einige Wolken über den Himmel. Ein Blick in den Horizont zeigte aber zum Glück, dass nach dieser kurzen Wolkendecke nur noch freier und klarer Himmel zu erwarten war. Zwischen den Wolkenlücken ergab sich dann die Möglichkeit den Herkuleshaufen M13 im gleichnamigen Sternbild aufzusuchen. Aber auch M13 hatte aufgrund des immer noch durch das Mondlicht aufgehellten Himmels noch nicht seine ganze Pracht zu bieten. Im Anschluss an M13 habe ich dann den nächsten Planeten ins Visier genommen. Jupiter stand nun etwas höher als noch zu Beginn des Abends. Die Wolkenbänder auf der Oberfläche waren gut zu sehen.
Wolkenfrei und immer dunkler
Nach dem Jupiter schwenkte ich mein Dobson in Richtung Sternbild Kassiopeia. Hier gab es dann den Eulenhaufen NGC457 und den offenen Sternhaufen M103 zu sehen. Die Eule war diesmal im Okular vollkommen aufrecht stehend zu sehen. Dies machte auch das Erkennen der Eule für unsere interessierten Gäste recht einfach. Im Anschluss habe ich dann den Hantelnebel M27 im Sternbild Fuchs aufgesucht. Der Himmel wurde dank des nun immer weiter untergehenden Mondes immer dunkler und somit war auch der Hantelnebel mittlerweile schon gut zu erkennen. Vom Sternbild Fuchs ist es nur ein kleiner Schwenk zum Sternbild Schwan so dass ich mir hier dann noch den Cirrusnebel NGC6960 angeschaut habe.
Als nächstes waren die beiden Doppelsterne Albireo im Schwan und Mizar im Sternbild Großer Bär an der Reihe. Im Anschluss folgte noch der immer in sattem rot leuchtende Granatstern μ Cephei im Sternbild Kepheus. Da der Himmel inzwischen recht dunkel war habe ich nun zwei Galaxien im Großen Bär aufgesucht. Zum einen die Whirlpoolgalaxie M51 und dann noch die Feuerradgalaxie M101. M51 war schon ganz gut zu sehen, aber nicht so detailreich wie im Frühjahr. Auch bei M101 blieben Details doch recht verborgen in dieser Nacht.
Mit dem nun richtig dunklen Himmel war klar, dass ich auch M13 im Herkules einen weiteren Besuch abstatten musste. Jetzt erstrahlte er wieder in der gewohnten Pracht und verzauberte mich wie eigentlich fast immer wenn ich ihn beobachte. Nach M13 habe ich mir dann noch den Kugelsternhaufen M92 und NGC6229 angeschaut. Auch diese beiden waren prächtig zu sehen. Ich würde sogar sagen, dass ich NGC6229 bisher noch nie so gut betrachten konnte. Er war bei meinen bisherigen Beobachtungen doch immer etwas nebulös geblieben.
Blinkender Nebel, Dreiecksgalaxie und ein nicht gefundenes Objekt
Das nächste Objekt ist für mich, trotz mittlerweile mehrfacher Beobachtung, nicht immer gleich auf Anhieb zu finden. Es handelt sich hierbei um den planetarischen Nebel NGC6826 mit dem Beinamen Blinking Nebular im Sternbild Schwan. Durch seine Eigenschaft nur sichtbar zu werden, wenn man den Zentralstern nicht direkt anschaut ist er nicht immer auf Anhieb zu finden. Für mich auch immer ein tolles und faszinierendes Objekt.
Im Anschluss an den Blinking Nebular machte ich Halt im Sternbild Dreieck um die Dreicksgalaxie M33 aufzusuchen. Obwohl ich bisher visuell doch immer leicht enttäuscht wurde von dieser Galaxie schaue ich sie mir immer wieder an. Vielleicht habe ich irgendwann die eine Nacht in der sich mir dann die Details dieser eigentlich schönen Galaxie offenbaren. Danach machte ich einen kurzen Zwischenstopp bei unserer Nachbargalaxie M31 um im Anschluss nach rechts in Richtung Pegasus zu schwenken. Hier beobachtete ich den Kugelsternhaufen M15.
Foto: Cartes du CielIm Sternbild Pegasus versuchte ich mich nun an dem planetarischen Nebel PK-104–29.1 oder auch Jones 1. Mit Hilfe meines optischen Suchers und laut der entsprechenden Sternenkarte war ich auf jeden Fall an der richtigen Stelle. Leider konnte ich Ihn nicht sehen. Ich hatte mich aber auch im Vorfeld nicht informiert was ich zu erwarten habe. Das macht es oft schwieriger. Es wird aber auf jeden Fall einen weiteren Versuch geben.
Mein nächstes Objekt in dieser Nacht war dann der kleine Hantelnebel M76 im Sternbild Perseus. Danach habe ich mir dann im Sternbild Giraffe Kembles Kaskade und den an deren Ende stehenden offenen Sternhaufen NGC1502 angesehen.
8000 Jahre alt und wunderschön
Mittlerweile stand der Schwan weit oben am Zenit so dass ich mir hier nochmals den Cirrusnebel angeschaut habe. Die feinen Strukturen haben sich nun wesentlich deutlicher vom Himmel abgehoben als zu meiner anfänglichen Beobachtung. Dieser Überreste einer Supernova vor ca. 8000 Jahren sind definitiv immer einen Besuch wert. Nicht ganz so spektakulär aber trotzdem schön anzusehen ist der Kleiderbügelhaufen Cr399 im Sternbild Fuchs. Diesen sehe ich am besten in meinem optischen Sucher. Nicht weit davon entfernt im Sternbild Pfeil habe ich dann noch den Kugelsternhaufen M71 beobachtet.
Im Osten tauchte nun das Sternbild Stier auf und mit ihm natürlich auch die Plejaden. Diese dürfen in einer Beobachtungsnacht natürlich nicht fehlen. Also habe ich mir diese natürlich auch angeschaut. Danach schwenkte ich nochmals in die andere Richtung um und habe im Sternbild Leier den offenen Sternhaufen Stephenson 1 beobachtet. Nun wollte ich im Sternbild Perseus den planetarischen Nebel IC2003 beobachten. Laut meiner Sternenkarten eigentlich ein einfach zu findendes Objekt. Leider habe ich auch diesen nicht sehen können. Ich muss wohl auch bei diesem planetarischen Nebel zunächst einmal nachschauen was ich zu erwarten habe.
Zum Abschluss eine Rose am Himmel
Mein nächstes Objekt war dann der offene Sternhaufen NGC7789 oder auch Carolines Rose genannt. Seinen Namen verdankt dieser tolle Sternhaufen seinem visuellen Aussehen. Er ähnelt einem Muster aus Rosenblättern. Der Sternhaufen befindet sich im Sternbild Kassiopeia. Hier habe ich mir dann auch noch die Sternhaufen NGC129, NGC654 und NGC663 angeschaut.
Zum Abschluss des Abends gab es dann nochmal Jupiter. Durch seinen hohen Stand am Himmel war er nun noch viel besser zu sehen als bei der ersten Beobachtung in dieser Nacht.
Gegen vier Uhr am Morgen haben wir dann beider unsere Ausrüstung abgebaut und sind die Heimreise angetreten. Es war eine wirklich tolle Beobachtungsnacht und wir haben erneut einige nette Menschen kennengelernt. Nun hoffe ich, dass die nächste Nacht nicht wieder sechs Monate auf sich warten lässt.
Bildquellen
- jones1_2: Cartes du Ciel
- Herkules: Cartes du Ciel
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