Vor einigen Wochen habe ich mein altes 5‑Zoll-Maksutov-Reiseteleskop für einen noch ganz ordentlichen Preis bei Kleinanzeigen verkauft. Mit dem Erlös konnte ich die Gunst der Stunde nutzen und ein Angebot für einen Explore Scientific Ultra Light Dobson wahrnehmen: Statt 899 € war das Teleskop für nur 649 € erhältlich.
Warum ein weiteres Teleskop?
Wenn ich in den Campingurlaub fahre, ist mein Auto mit der Campingausrüstung bereits so voll beladen, dass mein geliebter 16-Zoll-Dobson leider nicht mehr hineinpasst. Und da ein kleineres Teleskop günstiger ist als ein größeres Auto, war die Entscheidung recht leicht.
Auch im Hinblick auf zukünftige Reisen – zum Beispiel nach La Palma – ist es sinnvoll, auf ein kompakteres, transportables Teleskop zurückgreifen zu können.
Technische Daten und erster Eindruck
Es handelt sich um einen Dobson der Firma Explore Scientific aus der Serie Ultra Light Generation II DOB. Diese Serie gibt es mit Öffnungen von 10 bis 20 Zoll. Für meine Zwecke habe ich die 10-Zoll-Variante gewählt. Sie bietet eine Brennweite von 1270 mm und ein Öffnungsverhältnis von f/5, was eine sogenannte “schnelle Optik” darstellt: lichtstark, aber mit Komaflächen am Bildrand als kleiner Nachteil.
Die technischen Eckdaten im Überblick:
Öffnung: 254 mm
Brennweite: 1270 mm
Öffnungsverhältnis: f/5
Auflösungsvermögen: 0,45 Bogensekunden
Theoretische Grenzgröße: 13,8 mag
Gewicht (gesamt): ca. 26,4 kg
Transportmaß Spiegelbox + Rockerbox: ca. 40 × 40 × 40 cm
Zubehör: Leuchtpunktsucher im Lieferumfang
Am Mittwoch wurde das Teleskop dann geliefert. Ich habe zunächst alles ausgepackt und nebeneinander auf den Boden gelegt. Dank der Aluminiumkonstruktion ist das Teleskop erstaunlich leicht und kompakt. Der Aufbau ist nahezu werkzeuglos möglich – lediglich zwei der sechs Schrauben der Höhenräder müssen mit dem beiliegenden Inbusschlüssel befestigt werden. Den Erstaufbau hatte ich nach etwa zehn Minuten abgeschlossen.
Die Justage des Hauptspiegels ließ sich mit meinem vorhandenen Laser problemlos durchführen. Erfreulich: Die Einstellung erfolgt bequem von oben mit einem speziellen Werkzeug. Noch am selben Abend konnte ich durchs geöffnete Fenster einen ersten Stern beobachten – das Bild war klar und scharf. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass meine schweren 2‑Zoll-Okulare ein Gegengewicht nötig machten, welches ich nachbestellen musste.
Der erste Einsatz: Campingurlaub am Bodensee
Am darauffolgenden Freitag starteten wir unseren Campingurlaub in der Nähe des Bodensees – die perfekte Gelegenheit, das neue Teleskop unter realen Bedingungen zu testen. Es ließ sich problemlos zwischen all dem übrigen Gepäck verstauen.
Nach dem Aufbau unseres Zeltes, Kühlschranks und Schranks sowie einem gemütlichen Abendessen, war es endlich Zeit, das Teleskop aufzubauen. Diesmal schaffte ich es in nur fünf Minuten. Den Leuchtpunktsucher justierte ich in der Dämmerung auf einen weit entfernten Baum.
Beobachtungsbericht: Erste Himmelsobjekte
M13 – Kugelsternhaufen im Herkules
Der erste Blick galt M13. Leider zeigte sich hier ein Schwachpunkt: Selbst bei minimaler Helligkeit blendete der Leuchtpunktsucher so stark, dass die umliegenden Sterne kaum sichtbar waren. Dennoch konnte ich M13 finden – nicht so fein aufgelöst wie mit 16 Zoll Öffnung, aber trotzdem ein schöner Anblick.
M57 – Ringnebel in der Leier
Als Nächstes stand M57 auf dem Plan. Doch offenbar hatte ich bei einer Berührung mit dem Kopf den Leuchtpunktsucher verstellt. Kurzerhand befestigte ich meinen Telradsucher mit Panzertape am Hut des Teleskops und justierte ihn mit Hilfe von Vega. Danach klappte das Aufsuchen problemlos.
Beide Sucher sind in der Bedienung etwas gewöhnungsbedürftig – im Gegensatz zu meinem 16-Zöller muss ich mich beim Blick durch die Sucher tatsächlich hinknien. Der Vorteil: Die anschließende Beobachtung der Objekte gelingt bequem im Sitzen.
Weitere Beobachtungen
Ich beobachtete anschließend folgende Objekte:
NGC 457 & NGC 7789 (Cassiopeia)
Carolines Rose war wegen mäßiger Transparenz und aufgehelltem Himmel (Vollmond!) nur schwach zu sehen.
M27 – Hantelnebel (Schwan)
Gut erkennbar, trotz der Bedingungen.
M51 – Whirlpool-Galaxie (Jagdhunde)
Überraschend gut sichtbar, obwohl der Himmel durch den Vollmond nicht optimal war.
Zwischendurch nahm ich mir auch Zeit, den Kleiderbügelhaufen Cr 399 mit dem Fernglas zu betrachten. Als Abschluss suchte ich noch M92 (Herkules) auf, bevor ich zum Ende hin nochmals einen Blick auf M13 warf – nun schon deutlich aufgehellt durch den Mond.
Fazit: Ein gelungener Start
Mit dem First Light des neuen Teleskops bin ich sehr zufrieden. Es lässt sich schnell aufbauen und justieren, die Bewegungen sind geschmeidig, aber nicht zu locker. Die Bildqualität überzeugt – unter besseren Himmelsbedingungen ist hier sicherlich noch mehr möglich.
Einziger Wermutstropfen ist die ungewohnte Arbeitshöhe: Die Suche auf den Knien ist unbequem, aber das ist eben der Preis für Kompaktheit und Transportfreundlichkeit. Umso angenehmer ist es, dass man die Beobachtung selbst dann bequem im Sitzen durchführen kann.
Bildquellen
- Einzelteile DOB: Matze Schmidt
- Dobson Aufbau: Matze Schmidt
- Gepacktes Auto: Matze Schmidt
- Orsingen Platz: Matze Schmidt
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