Neues Reiseteleskop: 10-Zoll Explore Scientific Ultra Light Dobson

Lesedauer 3 Minuten

Vor eini­gen Wochen habe ich mein altes 5‑Zoll-Mak­su­tov-Reisete­leskop für einen noch ganz ordentlichen Preis bei Kleinanzeigen verkauft. Mit dem Erlös kon­nte ich die Gun­st der Stunde nutzen und ein Ange­bot für einen Explore Sci­en­tif­ic Ultra Light Dob­son wahrnehmen: Statt 899 € war das Teleskop für nur 649 € erhältlich.

Warum ein weiteres Teleskop?

Wenn ich in den Campin­gurlaub fahre, ist mein Auto mit der Campin­gaus­rüs­tung bere­its so voll beladen, dass mein geliebter 16-Zoll-Dob­son lei­der nicht mehr hinein­passt. Und da ein kleineres Teleskop gün­stiger ist als ein größeres Auto, war die Entschei­dung recht leicht.

Auch im Hin­blick auf zukün­ftige Reisen – zum Beispiel nach La Pal­ma – ist es sin­nvoll, auf ein kom­pak­teres, trans­porta­bles Teleskop zurück­greifen zu können.

Technische Daten und erster Eindruck

Es han­delt sich um einen Dob­son der Fir­ma Explore Sci­en­tif­ic aus der Serie Ultra Light Gen­er­a­tion II DOB. Diese Serie gibt es mit Öff­nun­gen von 10 bis 20 Zoll. Für meine Zwecke habe ich die 10-Zoll-Vari­ante gewählt. Sie bietet eine Bren­nweite von 1270 mm und ein Öff­nungsver­hält­nis von f/5, was eine soge­nan­nte “schnelle Optik” darstellt: licht­stark, aber mit Komaflächen am Bil­drand als klein­er Nachteil.

Die tech­nis­chen Eck­dat­en im Überblick:

Öff­nung: 254 mm

Bren­nweite: 1270 mm

Öff­nungsver­hält­nis: f/5

Auflö­sungsver­mö­gen: 0,45 Bogensekunden

The­o­retis­che Gren­z­größe: 13,8 mag

Gewicht (gesamt): ca. 26,4 kg

Trans­port­maß Spiegel­box + Rocker­box: ca. 40 × 40 × 40 cm

Zube­hör: Leucht­punk­t­such­er im Lieferumfang

Am Mittwoch wurde das Teleskop dann geliefert. Ich habe zunächst alles aus­gepackt und nebeneinan­der auf den Boden gelegt. Dank der Alu­mini­umkon­struk­tion ist das Teleskop erstaunlich leicht und kom­pakt. Der Auf­bau ist nahezu werkzeu­g­los möglich – lediglich zwei der sechs Schrauben der Höhen­räder müssen mit dem beiliegen­den Inbuss­chlüs­sel befes­tigt wer­den. Den Erstauf­bau hat­te ich nach etwa zehn Minuten abgeschlossen.

Die Justage des Haupt­spiegels ließ sich mit meinem vorhan­de­nen Laser prob­lem­los durch­führen. Erfreulich: Die Ein­stel­lung erfol­gt bequem von oben mit einem speziellen Werkzeug. Noch am sel­ben Abend kon­nte ich durchs geöffnete Fen­ster einen ersten Stern beobacht­en – das Bild war klar und scharf. Allerd­ings stellte sich schnell her­aus, dass meine schw­eren 2‑Zoll-Oku­lare ein Gegengewicht nötig macht­en, welch­es ich nachbestellen musste.

Der erste Einsatz: Campingurlaub am Bodensee

Am darauf­fol­gen­den Fre­itag starteten wir unseren Campin­gurlaub in der Nähe des Bodensees – die per­fek­te Gele­gen­heit, das neue Teleskop unter realen Bedin­gun­gen zu testen. Es ließ sich prob­lem­los zwis­chen all dem übri­gen Gepäck verstauen.

Nach dem Auf­bau unseres Zeltes, Kühlschranks und Schranks sowie einem gemütlichen Aben­dessen, war es endlich Zeit, das Teleskop aufzubauen. Dies­mal schaffte ich es in nur fünf Minuten. Den Leucht­punk­t­such­er justierte ich in der Däm­merung auf einen weit ent­fer­n­ten Baum.

Beobachtungsbericht: Erste Himmelsobjekte

M13 – Kugel­stern­haufen im Herkules
Der erste Blick galt M13. Lei­der zeigte sich hier ein Schwach­punkt: Selb­st bei min­i­maler Hel­ligkeit blendete der Leucht­punk­t­such­er so stark, dass die umliegen­den Sterne kaum sicht­bar waren. Den­noch kon­nte ich M13 find­en – nicht so fein aufgelöst wie mit 16 Zoll Öff­nung, aber trotz­dem ein schön­er Anblick.

M57 – Ringnebel in der Leier
Als Näch­stes stand M57 auf dem Plan. Doch offen­bar hat­te ich bei ein­er Berührung mit dem Kopf den Leucht­punk­t­such­er ver­stellt. Kurz­er­hand befes­tigte ich meinen Tel­radsuch­er mit Panz­er­tape am Hut des Teleskops und justierte ihn mit Hil­fe von Vega. Danach klappte das Auf­suchen problemlos.

Bei­de Such­er sind in der Bedi­enung etwas gewöh­nungs­bedürftig – im Gegen­satz zu meinem 16-Zöller muss ich mich beim Blick durch die Such­er tat­säch­lich hinknien. Der Vorteil: Die anschließende Beobach­tung der Objek­te gelingt bequem im Sitzen.

Weitere Beobachtungen

Ich beobachtete anschließend fol­gende Objekte:

NGC 457 & NGC 7789 (Cas­siopeia)
Car­o­lines Rose war wegen mäßiger Trans­parenz und aufge­hell­tem Him­mel (Voll­mond!) nur schwach zu sehen.

M27 – Hantel­nebel (Schwan)
Gut erkennbar, trotz der Bedingungen.

M51 – Whirlpool-Galax­ie (Jagdhunde)
Über­raschend gut sicht­bar, obwohl der Him­mel durch den Voll­mond nicht opti­mal war.

Zwis­chen­durch nahm ich mir auch Zeit, den Klei­der­bügel­haufen Cr 399 mit dem Fer­n­glas zu betra­cht­en. Als Abschluss suchte ich noch M92 (Herkules) auf, bevor ich zum Ende hin nochmals einen Blick auf M13 warf – nun schon deut­lich aufge­hellt durch den Mond.

Fazit: Ein gelungener Start

Mit dem First Light des neuen Teleskops bin ich sehr zufrieden. Es lässt sich schnell auf­bauen und justieren, die Bewe­gun­gen sind geschmei­dig, aber nicht zu lock­er. Die Bildqual­ität überzeugt – unter besseren Him­mels­be­din­gun­gen ist hier sicher­lich noch mehr möglich.

Einziger Wer­mut­stropfen ist die unge­wohnte Arbeit­shöhe: Die Suche auf den Knien ist unbe­quem, aber das ist eben der Preis für Kom­pak­theit und Trans­port­fre­undlichkeit. Umso angenehmer ist es, dass man die Beobach­tung selb­st dann bequem im Sitzen durch­führen kann.

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Bildquellen

  • Einzel­teile DOB: Matze Schmidt
  • Dob­son Auf­bau: Matze Schmidt
  • Gepack­tes Auto: Matze Schmidt
  • Orsin­gen Platz: Matze Schmidt
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