Vogelsberg am 27.05.2023

Vogelsberg am 27.05.2023

Lesedauer 4 Minuten

Heute stand die zweite Nacht in Stumperten­rod an. Die Bedin­gun­gen soll­ten heute laut Vorher­sage noch bess­er sein als in der Nacht zuvor. Andi hat­te sich bere­its am Vor­mit­tag wieder auf den Heimweg gemacht. Im Auto zu schlafen war dann doch nicht so erhol­sam wie im Zelt. Dafür hat­te ich Besuch von Björn über den ich mich sehr gefreut habe. Das let­zte Mal gemein­sam beobacht­en ist bei uns auch schon eine Weile her gewesen.

Vulkanische Überbleibsel auf dem Mond

HyginusFoto: Matze SchmidtDer Ein­stieg in die Nacht begann mit dem Mond. Hier habe ich, inspiri­ert durch einen Artikel in “Astronomie Das Mag­a­zin” eine Rille mit vulka­nis­chen Ursprung beobachtet. Die Rille trägt die Beze­ich­nung “Rima Hygi­nus” und befind­et sich in der Nähe der bei­den Krater Agrip­pa und Godin. Die Rille ist 219km lang und in der Mitte befind­et sich der 9km große gle­ich­namige Krater Hygi­nus (Auf dem Foto links habe ich die Stelle markiert, ist lei­der nur frei­händig am Oku­lar mit dem Smart­phone aufgenom­men). Hier wurde mir mal wieder bewusst, dass ich doch auch mal viel öfter den Mond inten­siv beobacht­en sollte. Es gibt hier viel zu sehen.

Die ersten DeepSky Objekte

Das erste Deep­Sky Objekt das Björn und ich uns dann angeschaut haben war natür­lich M13 im Stern­bild Herkules. Auf­grund des noch immer recht hellen Him­mels war er das logis­che Ziel. Im Anschluss an den Herkule­shaufen gab es dann direkt den näch­sten Kugel­stern­haufen M3 im Stern­bild Jagdhunde zu sehen. Da der Mond und die noch anhal­tende Däm­merung die Objek­te, die wir uns anschauen kon­nten, bes­timmten blieben wir zunächst im östlichen Him­mels­bere­ich bei den Stern­bildern Schwan, Herkules und Leier. In der Leier haben wir dann den Ringnebel M57 beobachtet. Der Kon­trast zum Him­mel­hin­ter­grund war hier heute nochmal deut­lich­er als gestern. Danach beobachteten wir den Kugel­stern­haufen M56 im Stern­bild Leier. Im Anschluss an den Kugel­stern­haufen war dann der offene Stern­haufen M29 im Schwan an der Reihe.

Premieren im Herkules

Die näch­sten bei­den Objek­te waren sowohl für mich als auch für Björn eine Pre­miere. Erneut angeregt durch einen Artikel in der Zeitschrift “Astronomie Das Mag­a­zin” begaben wir uns im Stern­bild Herkules auf die Suche nach zwei Stern­mustern die als DoDz6 und Markov1 beze­ich­net wer­den. Als erstes haben wir uns DoDz6 ange­se­hen. Ein kleines rel­a­tiv unauf­fäl­liges Ster­nen­muster das etwas einem leicht geschwun­genen L ähnelt. Das Muster fällt aber gut auf, da es ring­sherum ziem­lich stern­arm ist. Bei Markov1 waren wir zunächst nicht sich­er ob wir richtig sind, da er im Mag­a­zin auch als Teekanne beze­ich­net wurde, aber ein Blick auf das Bild im Mag­a­zin hat unsere Sich­tung dann bestätigt. Ich würde das Muster vielle­icht sog­ar noch eher als Tee­tasse beze­ich­nen. Auf­fäl­lig ist hier ein ziem­lich heller Stern im Süden des Stern­musters. Zwei Objek­te die ich mir auf jeden Fall merken werde.

Zwei Kugelsternhaufen im Herkules

Im Anschluss an die bei­den Stern­muster haben wir uns noch den Kugel­stern­haufen M92 im Herkules angeschaut. Der Him­mel wurde nun auch immer bess­er und der Kugel­stern­haufen war sehr schön anzuse­hen. Durch die besseren Bedin­gun­gen angeregt haben wir uns dann natür­lich auch noch ein­mal M13 ange­se­hen. Nun kam er richtig zur Gel­tung und zeigte seine ganze Schön­heit. Björn hat­te dazu die passende Bemerkung gemacht. Alle Kugel­stern­haufen sehen visuell beobachtet um ein vielfach­es schön­er aus, als auf den Astro­fo­tos. Da muss ich ihm abso­lut recht geben. Bei Nebeln und Galax­ien ist das natür­lich ger­ade umgekehrt. Hier kön­nen die Astro­fo­tografen wesentlich mehr zeigen als man visuell sehen kann.

Supernova in der Feuerradgalaxie

Da ger­ade aktuell in der Feuer­radgalax­ie M101 eine Super­no­va ent­deckt wurde und diese laut ein­er bekan­nten Inter­net­such­mas­chine auch visuell erre­ich­bar sein soll haben wir unser Glück ver­sucht. Lei­der war der Him­mel durch den Mond noch so aufge­hellt, dass wir selb­st die Galax­ie nur ver­muten kon­nten und so ein auffind­en der darin enthal­te­nen Super­no­va lei­der nicht möglich war. Vielle­icht klappt es ja während der näch­sten Neu­mond­phase noch. Wir wech­sel­ten nun wieder in Rich­tung Stern­bild Schwan um uns dort den Cir­rus Nebel zu wid­men. Durch das weit­er­hin etwas störende Mondlicht war der Cir­rus Nebel nur sehr sehr schwach zu sehen.

Sternhaufen in Kassiopoeia

Da Björn noch nach Hause fahren musste, hat er sich dann an dieser Stelle ver­ab­schiedet und ich habe den Rest des Abends dann alleine weit­er beobachtet. Mein näch­stes Objekt war dann der Hantel­nebel M27 der sich eben­falls im Schwan befind­et. Danach habe ich den offe­nen Stern­haufen NGC129 im Stern­bild Kas­siopeia beobachtet. Auch in diesem offe­nen Stern­haufen gibt es einen markant auf­fäl­li­gen hellen Stern am Ende des Haufens. Eben­falls im Stern­bild Kas­siopeia befind­et sich der offene Stern­haufen M52 den ich im Anschluss beobachtet habe. Es han­delt sich hier­bei um einen stern­re­ichen Haufen in dem ein orange leuch­t­en­der Stern her­aus sticht. Ein­mal in Kas­siopeia unter­wegs durfte natür­lich ein Besuch der Eule NGC457 nicht fehlen.

Blinkende Nebel und ein weit entfernter Kugelsternhaufen

Nach meinen Beobach­tun­gen im Stern­bild Kas­siopeia habe ich wieder das Stern­bild gewech­selt und bin zurück zum Schwan, um hier der plan­e­tarischen Nebel NGC6826 zu beobacht­en. Er wird auch “blink­ing Neb­u­la” genan­nt, da er sich nur durch vor­beis­chauen am eigentlichen Stern zeigt. Schaut man dann wieder direkt auf den Stern ver­schwindet der Nebel wieder. Ein abso­lut tolles Objekt. Danach habe ich wie in meinem let­zten Bericht bere­its angekündigt einen neuen Ver­such mit NGC6229 gewagt. Es han­delt sich um einen recht weit ent­fer­n­ten Kugel­stern­haufen im Stern­bild Herkules. Heute bin ich fündig gewor­den und wurde belohnt. Er hat sich richtig schön kon­trastre­ich vom Him­melsh­in­ter­grund abgesetzt.

Der Anfang ist auch das Ende

Im Anschluss habe ich mir dann nochmal das Dop­pel-Dop­pel Stern­sys­tem im Stern­bild Leier angeschaut. Bei diesem vier­fach Stern­sys­tem kann man bei geringer Ver­größerung zunächst nur ein Dop­pel­sys­tem erken­nen. Mit meinem 5,5mm Oku­lar und somit ein­er 323 fach­er Ver­größerung zeigt sich dann deut­lich das vier­fach Sys­tem. Danach habe ich mir dann noch den Stern­haufen Stephanson1 im sel­ben Stern­bild angeschaut. Zum Abschluss des Abends gab es dann nochmal M13, da das Stern­bild Herkules nun ziem­lich weit oben stand.

Ich hoffe, dass ich nicht wieder 9 Monate warten muss um erneut diesem tollen Hob­by nach zu gehen. Ich habe aber auch beschlossen mich nicht mehr so sehr auf die Neu­mond­nächte zu beschränken son­dern auch mal wieder bei vier­tel oder Halb­mond eine klare Nacht zu nutzen. Es gibt ja schließlich auch eine Menge Objek­te die man bei stören­dem Mondlicht beobacht­en kann.

 

 

 

 

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Bildquellen

  • hygi­nus: Matze Schmidt
  • auf­di­en­acht­warten: Matze Schmidt
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