Vogelsberg am 24.08.2022

Vogelsberg am 24.08.2022

Lesedauer 5 Minuten

Am let­zten August­woch­enende war eigentlich schon fest das Teleskop­tr­e­f­fen in Gülpe im West­havel­land einge­plant. Wie üblich sollte daraus auf­grund des Wet­ters wieder ein­mal nichts wer­den. Seit fast zwei Jahren ist nun wet­ter­mäßig um die Neu­mondzeit herum immer der Wurm drin. Da die Wet­ter­vorher­sage jedoch in der Nacht von Mittwoch auf Don­ner­stag im Vogels­berg vielver­sprechend aus­ge­se­hen hat, bin ich spon­tan nach Stumperten­rod gefahren. In dieser Nacht war zwar noch kein Neu­mond aber auch die Nächte vor oder nach dem Neu­mond bieten sich ja in der Regel für eine Beobach­tungsnacht an.

Als ich nach gut ein­er Stunde Aut­o­fahrt auf dem Gelände des Vere­ins Ster­nen­welt Vogels­berg e.V. angekom­men bin, war der Platz bere­its gut mit anderen Stern­fre­un­den gefüllt. Ich habe mir dann einen freien Platz gesucht und dort zunächst mein Zelt und anschließend meine Aus­rüs­tung aufge­baut. Während ich dann auf die Nacht gewartet habe führte ich noch einige Gespräche mit den Nach­barn und habe mich im Lieges­tuhl entspannt. 

Mein-AufbauFoto: Matze Schmidt
Endlich ist es dunkel und die Beobachtungen können beginnen

Das erste Objekt des Abends war der Kugel­stern­haufen M13 im Stern­bild Herkules. Auf­grund, der in dieser Him­mel­sre­gion, noch vorhan­de­nen Schleier­wolken war er noch nicht so gut zu sehen. Ich habe mir dann als näch­stes den Stern­haufen M11 im Stern­bild Schild, auch Wilden­ten­haufen genan­nt, ange­se­hen. Im Anschluss habe ich einen kurzen Zwis­chen­stopp bei den bei­den Galax­ien M101 (Feuer­radgalax­ie) und M51 Whirlpool­galax­ie ein­gelegt. M101 befind­et sich im Stern­bild großer Bär und M51 im Stern­bild Jagdhunde. Bei­de waren aber an diesem Abend nicht so gut zu sehen, da die bei­den Stern­bilder recht tief am aufge­hell­ten Hor­i­zont lagen.

Einmal durch das Sternbild Herkules

Da der Him­mel rund um das Stern­bild Herkules nun richtig gut war habe ich dann noch ein­mal den Kugel­stern­haufen M13 beobachtet. Hier hat nun selb­st eine höher­er Ver­größerung von 320fach ein wun­der­baren klaren Anblick geboten. Nach M13 habe ich mir zwei weit­ere Kugel­stern­haufen im Herkules ange­se­hen. Ein­mal M92 und dann noch den kleinen NGC6229. NGC6229 sieht bei geringer Ver­größerung fast aus wie ein Stern. Mann muss dann schon genau hin­se­hen um zu erken­nen, dass es ein klein­er mini Wat­te­bausch im Ver­gle­ich zu den bei­den Nach­barster­nen ist. Sobald man etwas höher ver­größert sieht man die neblige Struk­tur wesentlich bess­er. M92 war heute auch bei hoher Ver­größerung ein wahrer Genuss. Bei dem näch­sten Objekt im Stern­bild Herkules, dass ich dann beobachtet habe, han­delt es sich sich um den plan­e­tarischen Nebel NGC6210. Diesen kleinen Kerl zu find­en ist gar nicht so ein­fach. Ich habe es nur mit Hil­fe des Star­Guide Atlas und Starhop­ping geschafft. Dieser plan­e­tarische Nebel ist auch so klein, dass man ihn bei geringer Ver­größerung schnell überse­hen kann. Eben­falls im Stern­bild Herkules zu find­en war das näch­ste Objekt, dass ich dann beobachtet habe. Auch hier kon­nte ich nur mit Starhop­ping das Ziel find­en. Es han­delt sich dabei um die kleine Galax­ie NGC6181.

Nebel in der Leier und im Schwan

Im Anschluss habe ich dann im Stern­bild Leier den plan­e­tarischen Nebel M57 beobachtet. Hier brachte heute eine höhere Ver­größerung keinen Gewinn und der Zen­tral­stern blieb mir somit eben­falls ver­bor­gen. Vom Stern­bild Leier habe ich dann zum Stern­bild Schwan geschwenkt um dort den Cir­rus­nebel zu beobacht­en. Die Struk­turen im Stur­mvo­gel und der Knochen­hand waren an diesem Abend gut zu sehen. Danach habe ich den Hantel­nebel M27 im Stern­bild Fuchs beobachtet. Auch hier waren die Struk­turen toll zu erkennen.

Galaxien in unvorstellbarer Entfernung

Das näch­ste Objekt des Abends war dann die Galax­ie NGC7331 im Stern­bild Pega­sus. Sie ist rel­a­tiv ein­fach zu find­en und auch recht hell, sodass man sie nicht so leicht überse­hen kann. Bei den näch­sten Objek­ten ist dies schon ganz anders. Von NGC7331 ist es nur ein klein­er Schwenk zu Stephans Quin­tett. Hier­bei han­delt es sich um fünf Galax­ien, die alle recht schwach zu sehen sind und von daher für mich ein absoluter Augen­tester. So war es auch an diesem Abend. Sie waren zwar zu sehen, aber man musste schon wirk­lich genau hin­se­hen. Die Galax­ien befind­en sich im übri­gen ca. 300 Mil­lio­nen Licht­jahre von der Erde ent­fer­nt. Ein wirk­lich beein­druck­ender Blick in die Ver­gan­gen­heit ist das also.

Ein Schneeball am Nachthimmel

Das näch­ste Objekt war dann wieder ein plan­e­tarisch­er Nebel. Dies­mal NGC7662 (Schnee­ball) im Stern­bild Androm­e­da. Auch dieser plan­e­tarische Nebel ist nicht sehr groß. Danach habe ich dann den Kugel­stern­haufen M71 im Stern­bild Pfeil beobachtet und im Anschluss erneut einen plan­e­tarischen Nebel. Dies­mal M76 im Stern­bild Perseus, auch klein­er Hantel­nebel genan­nt. Danach habe ich mir die Stern­haufen NGC7789, NGC457 (Eulen­haufen) und M103 ange­se­hen. Alle drei befind­en sich im Stern­bild Kassiopeia.

Saturn als Nebel und Planet

Als näch­stes habe ich dann den Kugel­stern­haufen M15 im Stern­bild Pega­sus beobachtet. Danach fol­gter der für mich ziem­lich unspek­takuläre Uranus. Mehr als ein kleines grünes Scheibchen ist da ja nicht zu sehen. Danach waren die Ple­jaden und die bei­den Stern­haufen H & Chi an der Rei­he. Im Anschluss daran habe ich im Stern­bild Wasser­mann zwei Objek­te beobachtet bei denen es auch nicht so ein­fach war sie auf Anhieb zu find­en. Ein­mal der Kugel­stern­haufen M72 und dann noch den plan­e­tarischen Nebel NG7009 auch als Sat­urn­nebel bekannt. 

Da jet­zt die bei­den Plan­eten Sat­urn und Jupiter auf ein­er guten Beobach­tung­shöhe standen habe ich mir mal kurzzeit­ig die Dunke­ladap­tion mein­er Augen ruiniert und die bei­den eben­falls beobachtet. Bei Sat­urn war die Ringteilung gut zu erken­nen und bei Jupiter waren die Wolken­bän­der richtig gut zu sehen.

Starhopping in der Giraffe

Im Anschluss an den kurzen Plan­etenbe­such habe ich dann den offe­nen Stern­haufen NGC1502 und die sich daran anschließende Ster­nen­kette Kem­bles Kaskade im Stern­bild Giraffe ange­se­hen. Die Ster­nen­kette ist wie eine Per­len­kette die direkt zu dem Stern­haufen führt. In der Nach­barschaft dieser bei­den Objek­te habe ich dann den plan­e­tarischen Nebel NGC1501 beobachtet. NGC1501 kon­nte ich auch wieder nur mit mein­er zweit­en Ster­nenkarte und Starhop­ping finden. 

Offene Sternhaufen und ein blinkender Nebel
Stumpertenrod_3Foto: Matze Schmidt

Danach habe ich noch die offe­nen Stern­haufen M37 und M36 im Stern­bild Fuhrmann beobachtet. Zwei schöne offene Stern­haufen die auch rel­a­tiv ein­fach zu find­en sind. Im Anschluss gab es dann mit NGC6826, dem blink­enden Nebel, wieder ein etwas schwierigeres Objekt. Zu find­en ist er im Stern­bild Schwan und das schwieriges beim Auffind­en ist, dass er sich erst zeigt wenn man ihn nicht direkt anguckt. Schaut man daran vor­bei taucht er auf und schaut man ihn direkt an ver­schwindet er wieder. Am besten ist er in meinem Teleskop bei 320facher Ver­größerung zu sehen. Im Schwan habe ich dann noch den offe­nen Stern­haufen NGC6811 beobachtet. Die Sterne in diesem Stern­haufen sind kre­is­för­mig angeordnet. 

Ein Katzenauge und ein paar Galaxien im Drache

Im Stern­bild Drache habe ich dann die Galax­ie NGC6503 und den Katzenau­gen­nebel NGC6543 beobachtet. Die näch­sten Galax­ien die ich dann beobachtet habe befind­en sich eben­falls im Stern­bild Drache. Bei NGC5907 han­delt es sich um eine Spi­ral­galax­ie in Kan­ten­lage und die Galax­ie M102 ist eine lin­sen­för­mige Galax­ie. M102 war jedoch sehr klein und unscheinbar.

Neue Jagdgründe im Fisch und Walfisch

Das näch­ste Objekt war dann der Super­novaüber­rest M1, auch Krabben­nebel genan­nt, im Stern­bild Sti­er. Anschließend habe ich im Stern­bild Androm­e­da Mirachs Geist beobachtet. Hier han­delt es sich um die Galax­ie NGC404 die nur wenige Bogen­minuten vom Stern Mirach ent­fer­nt ist. Anschließend habe ich mich mit zwei Stern­bildern beschäftigt, die ich son­st bish­er nicht groß beachtet habe. Im Stern­bild Fis­che habe ich die Galax­ie M74 und im Stern­bild Wal­fisch die Galax­ie M77 beobachtet. Bei­de Galax­ien waren sehr klein und hell. Die näch­ste Galax­ie NGC1055 die ich beobachtet habe befind­et sich eben­falls im Stern­bild Wal­fisch. Sie war jedoch sehr dif­fus aber ger­ade noch zu erken­nen. Das let­zte Objekt war dann wieder ein plan­e­tarisch­er Nebel. Dies­mal NGC246 der sich wie die zuvor genan­nten Galax­ien eben­falls im Stern­bild Wal­fisch befind­et. Der Nebel wird auch Skull Neb­u­la genan­nt, das seine Form etwas an einen Schädel erin­nert. Visuell ein schönes Objekt mit einge­bet­teten Ster­nen wovon der in der Mitte der Zen­tral­stern des Nebels ist.

Das Ende einer tollen Beobachtungsnacht

Da es nun mit­tler­weile schon mor­gens um halb fünf war und sich bei mir eine gewisse Müdigkeit bre­it machte habe ich dann mein Teleskop abge­baut und mich in mein Zelt zum Schlafen hin­gelegt. Die Tat­sache, dass ich dort im Zelt über­nacht­en kon­nte finde ich genial. Es ist schon immer anstren­gend nach ein­er durchgemacht­en Nacht sich noch ins Auto zu set­zen und über eine Stunde nach Hause zu fahren. Ich war bes­timmt nicht das let­zte Mal in Stumpertenrod. 

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Bildquellen

  • Stumpertenrod_2: Matze Schmidt
  • Stumpertenrod_3: Matze Schmidt
  • stumpertenrod_1: Matze Schmidt
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