Vogelsberg am 26.05.2023

Ich weiß, dass ich schon ganz oft geschrieben habe, dass ich ja sooooo lange nicht rausfahren konnte aufgrund schlechter Bedingungen. Nun ist es wieder einmal so weit. Nur das es diesmal wirklich letztes Jahr August war, als ich das letzte Mal Sternenlicht bewundern durfte. Nach nun mehr 9 Monaten Zwangspause ging es gestern endlich mal wieder in die Natur. Neumond ist zwar schon eine Woche her und der Mond erhellt den Himmel dann doch schon ordentlich, aber das nimmt man nach so einer langen Pause auch in Kauf. Von unserer Astronmie Offenbach Gruppe war es wie sonst auch Andi der sich ebenfalls dazu entschloss mit mir in den Vogelsberg zu fahren. Der Plan von uns... hinfahren und zwei Nächte bleiben.
Ankunft in Stumpertenrod
Als ich in Stumpertenrod ankam war Andi schon fertig mit Aufbau und hat es sich neben seinem Teleskop im Campingstuhl gemütlich gemacht. Ich machte mich dann auch gleich an den Aufbau und danach haben wir beide die Natur und die Ruhe genossen uns unterhalten und auf die Nacht gewartet. Wie immer wenn man auf etwas wartet, hat es auch diesmal gefühlt eine Ewigkeit gedauert, bis die ersten Sterne zu sehen waren. Die Venus und der Mond waren schon vorher zu sehen und als erste Sterne gesellten sich dann Arktur und die Vega dazu. Ich habe dann vor lauter Ungeduld ziemlich orientierungslos (da ja alle anderen Sterne noch nicht zu sehen waren) im Sternbild Jagdhunde nach dem Kugelsternhaufen M3 gesucht. Natürlich ohne Erfolg. Somit waren die ersten beobachteten Objekte des Abends natürlich die Venus und der Mond.
Das erste DeepSky Objekt der Nacht
Als sich nach einer Weile ganz zart und hauchfein der Herkules am Himmel andeutete war die Richtung des Teleskops klar. Ab zu meinem Lieblingskugelsternhaufen M13. Da es natürlich immer noch zu hell war konnte er seine ganze Pracht noch nicht zeigen. Aber es war trotzdem toll ihn nach so langer Zeit wieder zu sehen. Nun konnte ich auch den nächsten Versuch bei M3 im Sternbild Jagdhunde wagen und wurde nicht enttäuscht. Da M3 schon etwas höher stand als M13 war hier auch schon das visuelle Ergebnis wesentlich besser.
Das nächste Objekt des Abends war dann das Doppel-Doppelsternsystem Epsilon Lyrae im Sternbild Leier. Mit bloßen Auge sieht es aus wie ein Stern, bei geringer Vergrößerung kann man dann erkennen dass es zwei Sterne sind und im Teleskop mit höherer Vergrößerung zeigt sich dann, dass es eigentlich vier Sterne sind. Ein schönes Objekt. Danach war dann wieder ein Kugelsternhaufen im Sternbild Herkules an der Reihe. Diesmal jedoch nicht M13 sondern M92, der auch ein sehr schöner Kugelsternhaufen ist. Da der Himmel nun immer dunkler wurde war der Kontrast zum Himmelshintergrund bei M92 auch richtig gut. Mein nächstes Ziel NGC6229, ebenfalls ein Kugelsternhaufen, konnte ich diesmal leider nicht finden. Ich werde es aber morgen nochmal versuchen.
Im Anschluss habe ich mir dann den Ringnebel M57 im Sternbild Leier angeschaut. Er war gut zu sehen und hat sich gut vom Hintergrund abgehoben. Eine höhere Vergrößerung bracht heute jedoch keinen Gewinn.
Noch nicht von mir beobachtete Sternhaufen im Schwan
Die nächsten beiden Objekte die ich beobachtet habe befinden sich beide im Sternbild Kassiopaia. Das erste davon war der Eulenhaufen NGC457 und das zweite der offene Sternhaufen M103 der eine gewisse Ähnlichkeit mit dem großen Wagen hat. Da Sternhaufen und Kugelsternhaufen in den Nächten mit Mondlicht noch die dankbarsten Objekte sind habe ich mich als nächstes ein paar Sternhaufen im Sternbild Schwan gewidmet die ich vorher (warum auch immer) noch nicht beobachtet hatte. Der erste war M29 der sich in der Mitte vom Schwan befindet. Er ist recht klein und offen aber durchaus schön anzusehen. Das auffälligste an ihm fand ich das große Rechteck das nach oben hin durch zwei weitere Sterne erweitert wird. Der zweite offene Sternhaufen im Schwan war dann NGC6811. Er hat eine leicht ringförmige Anordnung ist ansonsten aber relativ unauffällig.
Im Sternbild Leier gibt es noch den Kugelsternhaufen M56. Da diese zwischen Leier und Schwan liegt habe ich mir M56 dann als nächstes angeschaut. Im Schwan habe ich mir dann noch einen der schönsten Doppelsterne angesehen. Albireo ist ein schönes und farbenprächtiges Sternpaar von dem einer in orange leuchtet und der andere in blau.
Da ich mein Fernglas dabei hatte musste ich mir natürlich auch noch den Kleiderbügelhaufen Cr399 im Sternbild Füchschen ansehen. Im Fernglas ein tolles Objekt.
Der Schlangenträger und seine Kugelsternhaufen
Das nächste Sternbild, in dem es eine Menge Kugelsternhaufen für mich zu beobachten gab, war das Sternbild Schlangenträger. Ich habe hier zu erst den Kugelsternhaufen M12 beobachtet. Und im Anschluss direkt noch M10. Die beiden Kugelsternhaufen liegen nicht weit auseinander und sind zwar nicht so prächtig wie M13 oder M92, aber durchaus sehenswert. Der Kugelsternhaufen M14 liegt noch etwas weiter westlich von den beiden anderen und zeigte sich im Teleskop sehr schwach und war kaum aufzulösen. Das gleiche gilt auch für M107 den ich mir als nächstes angeschaut hatte. Im Sternbild Schlangenträger befindet sich auch noch der offene Sternhaufen IC4665 den ich danach noch beobachtet habe. Der Sternhaufen ist ziemlich groß und hell und ist sogar bei mir im optischen Sucher bereits erkennbar gewesen.
Da nun die hohe Luftfeuchtigkeit langsam zum Problem wurde gab es zum Abschluss der Nacht noch die Whirlpoolgalaxie M51 im Sternbild Jagdhunde zu sehen. Man konnte die beiden Kerne gut sehen, aber feinere Strukturen waren heute leider nicht zu erkennen.











Beobachtungsbeginn mit den Lieblingsobjekten
Hier haben wir schnell die ersten Unterhaltungen begonnen und uns rege mit anderen Hobbyastronomen ausgetauscht. Denis konnte sich einige Tipps für die Optimierung seines Teleskopes holen und ich habe mir die elektrische Steuerung und Fangspiegelheizung bei einem Dobson Nutzer angesehen und erklären lassen. Begeistert hat mich vor allem auch ein Astro- Beobachtungsstuhl in einer hohen Bauweise mit dem man auch bequem am Dobson im Zenit beobachten kann.
Zwischendurch haben wir uns dann noch einen Vortrag zum Thema Mond und Planetenfotografie angeschaut. Dieser war uns aber zu theoretisch so dass wir nach ca. 20 Minuten wieder auf den Sportplatz zurückgekehrt sind. Wir hatten uns hier etwas mehr Praxistipps gewünscht. Im Anschluss haben wir uns noch ein wenig in die tollen Liegestühle vor dem Vortragszelt gelegt und auf die Dämmerung gewartet. Da der Himmel aber leider zunehmend bewölkter wurde sind wir dann doch wieder zurück nach Berlin gefahren. 
Im Sternbild Pegasus versuchte ich mich nun an dem planetarischen Nebel PK-104-29.1 oder auch Jones 1. Mit Hilfe meines optischen Suchers und laut der entsprechenden Sternenkarte war ich auf jeden Fall an der richtigen Stelle. Leider konnte ich Ihn nicht sehen. Ich hatte mich aber auch im Vorfeld nicht informiert was ich zu erwarten habe. Das macht es oft schwieriger. Es wird aber auf jeden Fall einen weiteren Versuch geben.
Am 10.06.2021 gab es nach langer Zeit mal wieder eine partielle Sonnenfinsternis von Deutschland aus zu sehen, da ist es ja klar, dass man ein solches Ereignis nicht verpassen darf. Ich habe mir also im Vorfeld bereits Urlaub genommen um das Spektakel am Teleskop verfolgen zu können. Nachdem es 2019 mit dem Merkurtransit und dem Wetter nicht gepasst hat sollte ich dieses Mal mehr Glück haben. Der Tag begann schon sehr sonnig und mir blauem Himmel. Um 11 Uhr habe ich dann meine Ausrüstung vor dem Haus aufgebaut und mein Teleskop bereits auf die Sonne ausgerichtet. Leider waren heute keine Sonnenflecken zu sehen, aber das Hauptereignis war ja auch ein anderes.
Da mein Sohn ja zu dieser Zeit in der Schule war, aber auch gerne mitbeobachtet hätte, habe ich ihm eine Brille zur Beobachtung mitgegeben und gesagt er kann ja mal fragen ob er zwischendurch kurz schauen darf. Er hatte Glück und sie hatten zum Zeitpunkt der Sonnenfinsternis nur Vertretungsunterricht. Der Lehrer erlaubte ihm die Beobachtung und so konnte er ebenfalls die Sonnenfinsternis beobachten. Er hat dann sogar seine Beobachtungen in einer Skizze festgehalten. 



So gegen 18 Uhr traf ich dann am Beobachtungsort ein. Es lag richtig viel Schnee, so dass ich mich mit meinem Auto diesmal nicht so weit auf den Parkplatze traute und gleich am Anfang stehen geblieben bin um dort auch vor dem Auto direkt aufzubauen. Mein erstes Objekt des Abends war die sehr schmale Mondsichel. Ich kann gar nicht in Worte fassen wie sehr ich mich über den Anblick im Okular gefreut habe. Kurz darauf traf dann auch Andreas ein und wir haben seine Ausrüstung zum Platz getragen. Während er dann in Ruhe aufgebaut hat, habe ich mich einigen offenen Sternhaufen und dem Orionnebel gewidmet.
Eigentlich wollte ich mich noch weiter im Sternbild Einhorn aufhalten und meine Liste abarbeiten, aber durch den tiefen Stand und dem noch nicht ganz so optimalen Himmel musste ich zunächst ausweichen. Also schaute ich mir zwischendurch die beiden Galaxien M81 und M82 im Sternbild großer Bär an. Beide wie immer ein sehr schöner Anblick. Wobei in der Zigarre bei hoher Vergrößerung heute das Staubband in der Mitte nicht so gut zu erkennen war. Also ein erneuter Wechsel in die andere Richtung zum Fuhrmann um dort wieder ein paar Sternhaufen (M36, M37 und M38) zu beobachten. 
Da nun Jupiter und Mars auf einer ganz guten Beobachtungshöhe standen habe ich den beiden auch noch einen Besuch abgestattet. Jupiter war sehr schön zu sehen. Die Wolkenbänder waren gut zu erkennen. Der Mars hat mich im Gegensatz zu meiner Beobachtung im Vogelsberg wieder etwas enttäuscht. Zwar konnte man wieder leichte Strukturen erkennen, aber bei weitem nicht so gut wie dort.
Den endgültigen Abschluss bildete dann unser Trabant der Mond. Hier hat sich wieder mein neuer Polarisationfilter bezahlt gemacht. Damit kann ich endlich auch mit meinem 16 Zoll Teleskop den Mond beobachten ohne danach Blind zu sein. Und die Details die sich mir damit offenbarten waren echt wahnsinnig toll. Ich konnte richtig die Steile der Kraterrände sehen und feine Strukturen die ich so noch nicht auf dem Mond gesehen hatte. Echt ein Genuss der leider auf dem Foto, das ich gemacht habe nicht so rüber kommt wie beim Beobachten. Im Anschluss haben wir dann abgebaut und sind wieder nach Hause gefahren. 





