Vogelsberg am 27.05.2022
Eigentlich wollte ich in dieser Woche mein Zelt beim ITV in Gedern aufschlagen doch wie so oft in den letzten Monaten sollte auch diesmal das Wetter wieder einmal etwas dagegen haben. Es waren überwiegend Bewölkung, teilweise Regen und dazu nicht gerade milde Temperaturen vorausgesagt. Umso mehr hat es mich gefreut als ich die Wettervorhersage für die Nacht von Freitag auf Samstag gesehen habe. Die Bedingungen sollten laut Meteoblue zwar nicht perfekt sein aber zumindest ein wolkenloser Himmel wurde vorausgesagt. Nach kurzer Rücksprache mit Marc aus dem Spessart haben wir uns dann entschieden die Nacht spontan zu nutzen. Gegen 19 Uhr bin ich dann in Richtung Vogelsberg losgefahren.
Ankunft am Beobachtungsort
Auf der Herchenhainer Höhe angekommen musste ich zunächst erstmal feststellen dass ich vor lauter Euphorie über den klaren Himmel die Vorhersage über den Wind vernachlässigt hatte. Dort oben wehte ein kontinuierlicher leichter Wind mit etwas stärkeren Böen zwischendrin. Ein weiterer Blick auf meine Wetter-App zeigte mir aber dass die Böen in der Nacht besser werden sollten. Während ich mein Teleskop aufbaute kam auch Marc auf der Herchenhainer Höhe an. Unsere letzte gemeinsame Beobachtungsnacht im Spessart lag nun schon zwei Jahre zurück. Nachdem wir beide unsere Ausrüstung aufgebaut hatten warteten wir auf das Einbrechen der Dunkelheit.
Die ersten Objekte des Abends
Der erste Stern den wir sehen konnten war Arktur aus dem Sternbild Bärenhüter. Im Anschluss darauf folgte direkt die Wega aus dem Sternbild Leier. In diesem Sternbild haben wir dann mit dem planetarischen Nebel M57 die Beobachtungsnacht begonnen. Im Anschluss daran folgte wie in fast 90% der Beobachtungsnächte der Blick auf den Kugelsternhaufen M13 im Sternbild Herkules. Beide Objekte waren trotz der noch stattfindenden Dämmerung bereits gut zu sehen aber natürlich noch nicht so prächtig wie bei dunklem Himmel.
Da die Dämmerung eine gefühlte Ewigkeit dauerte waren die nächsten Objekte auch erstmal Sternhaufen. Der erste dieser Sternhaufen war der Kugelsternhaufen M3 im Sternbild Jagdhunde. Danach folgte der offene Sternhaufen Mel111 im Sternbild Haar der Berenike. Dieser Sternhaufen ist sogar ohne Teleskop schon am Himmel als nebliger Fleck zu sehen. Nun war ein weiteres meiner Lieblingsobjekte an der Reihe. Der Eulenhaufen NGC457 im Sternbild Kassiopeia.
Mittlerweile war der Himmel jetzt richtig dunkel und somit war ein weiterer Besuch der beiden Objekte M57 und M13 natürlich Pflicht. Beide Objekte zeigten jetzt ihre wahre Pracht. Die nächsten beiden Objekte M12 und M10 waren erneut Kugelsternhaufen. Beide befinden sich im Sternbild Schlangenträger.
Die erste Galaxie des Abends und einige Objekte im Fernglas
Mein nächstes Objekt war dann die Galaxie M64, auch als Black Eye Galaxie bekannt. Sie befindet sich im Sternbild Haar der Berenike. Der dunkle Bereich nördlich des Kerns der Galaxie war deutlich zu erkennen. Für mich auch immer wieder ein Highlight.
Der Wind zwang uns in dieser Nacht leider immer wieder etwas die Beobachtungsrichtung auf. Dadurch mussten wir oftmals zwischen einzelnen Himmelsregionen hin und her springen. Die nächsten beiden Objekte waren heute sogar im Fernglas ganz gut zu erkennen. Es waren die beiden Nebel M20 Trifidnebel und M8 Lagunenebel im Sternbild Schütze. Natürlich waren die dunklen Strukturen der Nebel im Fernglas nicht zu erkennen. Im Anschluss folgt ein weiteres Objekt im Fernglas. Der Kleiderbügelhaufen CR 399 im Sternbild Fuchs.
Im Sternbild Fuchs haben wir dann das nächste Objekt, den Hantelnebel M27, beobachtet. Nach dem Hantelnebel war der Cirrusnebel im Sternbild Schwan an der Reihe. Die Größe und die Komplexität dieser Überreste einer Supernova beeindruckt jedes Mal aufs neue.
Beeindruckende Strukturen in Galaxien
Jetzt wurde es Zeit für ein paar Galaxien. Den Anfang bildeten die beiden Galaxien M81 und M82 im Sternbild großer Bär. Beide Galaxien auf einmal im Okular zu sehen ist schon ein schöner Eindruck und bei höherer Vergrößerung begeistert vor allem die Zigarrengalaxie M82. Hier war auch heute das Staubband in der Mitte der Galaxie sehr gut zu erkennen. Die nächste Galaxie an diesem Abend war M51 oder auch Whirlpool Galaxie genannt. Sie befindet sich im Sternbild Jagdhunde. Bei mittlerer Vergrößerung zeigten sich heute ganz deutlich die Strukturen der Galaxie M51 und auch die ihrer Begleitgalaxie NGC5195.
Danach haben wir noch die Galaxie NGC4565 und die Galaxie NGC4559 im Sternbild Haar der Berenike beobachtet. Von den beiden ist die Nadelgalaxie NGC4565 ein wahres Prachtstück. In der Mitte der helle Kern der Galaxie und das flache und spitz auslaufende Staubband außenherum bilden einen tollen Anblick.
Zwischendurch gab es dann einen offenen Sternhaufen. Den Wildentenhaufen M11 im Sternbild Schild. Der Sternhaufen ist für einen offenen Sternhaufen sehr konzentriert und sternreich.
Nebel und planetarische Nebel
Im Anschluss daran haben wir dann nochmal die beiden Nebel M8 und M20 beobachtet. Diesmal im großen Dobson und mit Filter anstatt im Fernglas. Jetzt entfalteten sie ihre wahre Pracht. Die dunklen Strukturen in den Nebeln waren nun sehr gut zu erkennen.
Da Kassiopeia nun etwas höher am Himmel stand als zu Beginn der Beobachtungsnacht schaute ich mir hier noch mal den Eulenhaufen und auch den offenen Sternhaufen M103 an. Danach machte ich noch mal einen kurzen Halt im Sternbild großer Bär und mir dort den planetarischen Nebel M97, auch Eulennebel genannt, anzuschauen.
Das nächste Objekt war jetzt wieder ein Nebel. Diesmal der Schwanenebel M17 im Sternbild Schütze. Auch hier waren die feinen Strukturen unter Einsatz eines Filters gut zu sehen.
Zum Abschluss des Abends gab es dann noch mal den Kugelsternhaufen M15 im Sternbild Pegasus zu sehen. Den endgültigen Abschluss bildete dann der planetarische Nebel NGC6826 im Sternbild Schwan. Dieser planetarische Nebel ist etwas besonders da er nur bei indirektem Sehen auftaucht. Daher wird er auch als blinkender planetarischer Nebel bezeichnet. Sobald man den Zentralstern direkt anschaut verschwindet der Nebel. Schaut man nun wieder etwas an dem Zentralstern vorbei taucht der Nebel wieder auf.